Teil 1: Voraussetzungen und Vorbereitungen für die Umstellung des Betriebssystems

Der End of Service (EoS) für Windows 10 naht am 14. Oktober 2025, die Umstellung auf Windows 11 wird in den nächsten Monaten Fahrt aufnehmen – eine gute Gelegenheit, Ihnen unsere eigene Geschichte zu erzählen: Sie kann Ihnen helfen die Sorge vor der Migration zu nehmen. Denn die Umstellung von Windows 10 auf Windows 11 ist im Grunde keine große Sache. Im ersten Teil beschreiben wir Ihnen die Planung im Hinblick auf Voraussetzungen und Vorbereitungen; Teil 2 wird auf Konfigurationen sowie kleinere Herausforderungen und Lösungen eingehen.

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Für eine gute Vorbereitung ist das Setzen von Zielen wichtig, damit auf dem Weg alle relevanten Aspekte bedacht werden. Und zu den Zielen einer erfolgreichen Umstellung von Windows 10 (W10) auf Windows 11 (W11) gehört in der Regel mehr als die bloße Aktualisierung eines Betriebssystems: Bei der EXTRA Computer GmbH mit ihren gut 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 250 betroffenen Systemen stand unter anderem eine Erhöhung der Sicherheit auf dem Programm; dies ist nativ über die neue Version des Microsoft-Betriebssystems möglich, muss jedoch über die entsprechenden Funktionen genutzt werden. Weitere Punkte auf der Liste waren eine verbesserte Performance, ein optimiertes Benutzererlebnis und eine bessere Zusammenarbeit; auch hierfür bietet W11 alle Möglichkeiten, und die IT-Abteilung muss „nur noch“ an den zugehörigen Rädchen drehen – und eben vorab darüber nachdenken, in welche Richtung.

Planung und Vorbereitung der Umstellung auf Windows 11

Nachdem die Ziele feststehen, ist als erster Schritt die Analyse bzw. Inventarisierung der aktuellen Hardware empfehlenswert. Diesen Schritt haben wir im Februar 2024 auch bei der EXTRA Computer GmbH durchgeführt – mit dem Ziel, bis Februar 2025 alles in Eigenregie erledigt zu haben. Er ist wichtig, um a) die Zahl der Lizenzen präzise zu ermitteln und b) zu prüfen, ob die Geräte überhaupt updatefähig sind . Denn die Anforderungen erfüllen insbesondere ältere Systeme häufig nicht zur Gänze: Microsoft setzt mindestens 64 GB Festplattenspeicher sowie 4 GB RAM voraus sowie ein Mainboard mit Unified Extensible Firmware Interface (UEFI) und Trusted Platform Module 2.0 (TPM 2.0); letzteres soll die Sicherheit der Endgeräte etwa per Signierung digitaler Zertifikate oder Generierung von Sicherheitsschlüsseln erhöhen. Eine Liste der unterstützten CPUs stellt Microsoft ebenso bereit wie ein Tool zur Einzelprüfung ganzer Systeme.

TIPP:

Nicht alle Mainboards, die über eine passende CPU verfügen, haben auch ein TPM 2.0-Modul verbaut. Wenn Sie gerade Ihre Umstellung auf Windows 11 planen, achten Sie bitte unbedingt darauf! Falls Ihr Mainboard eine ältere Version unterstützt, prüfen Sie ggf., ob per Firmware-Aktualisierung ein Update auf 2.0 möglich ist – einige Hersteller bieten das an.

Logischerweise ist der nächste Schritt, Hardware zu ersetzen, die nicht für die Migration auf Windows 11 geeignet ist. Falls Sie eine Ersatzbeschaffung bei uns planen, können Sie im Shop auch direkt den Filter „Windows 11 (Pro)“ setzen; so erhalten Sie automatisch ein System mit der aktuellen Variante des Microsoft-Betriebssystems angezeigt und können diese über unsere Partner bestellen. Nachdem wir einen Haken hinter die Hardware machen konnten, haben wir uns der Software zugewandt …

Windows 11: Hardware und Software prüfen

Bei einem Upgrade auf W11 ist es generell empfehlenswert, nicht nur die Hard- sondern auch die weitere Software zu prüfen: Was ist alles im Bestand? Was verwenden die User wirklich? Welche Anwendungen finden auch künftig noch Verwendung? Ist die am besten zu den Anforderungen passende Lizenzierung gewählt? Und natürlich ganz wichtig: Ist die Software auch unter W11 lauffähig? Müssen neue Versionen oder gar Alternativen beschafft werden? Bei Updates und besonders bei Ersatzinvestitionen ist es natürlich immer empfehlenswert, die jeweiligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzubinden; bei größeren Teams hat es sich bewährt, sogenannten Key User zu definieren, die stellvertretend für eine Gruppe sprechen können.

Checkliste Software

  • Was ist im Bestand?
  • Was verwenden die User wirklich?
  • Welche Anwendungen finden künftig Verwendung?
  • Passt die Lizenzierung zu diesen Anforderungen?
  • Ist die Software unter W11 lauffähig?

Bei der Inventarisierung haben wir bei EXTRA Computer auf die Software Docusnap gesetzt. Natürlich gibt es auch andere Lösungen, je nach Anforderung, Größe der Umgebung usw. Die Kompatibilitätsprüfungen bezüglich Software waren in unserer Umgebung relativ einfach zu prüfen; ohnehin stammt der Großteil davon ebenfalls aus dem Hause Microsoft. Bei Fremdherstellern wird es empfehlenswert sein, direkt mit diesem etwaige Fragen zur Kompatibilität zu klären – das gilt umso mehr, je kleiner der jeweilige Hersteller ist. Zu den „Großen der Branche“ kann jedoch auch bei Microsoft Information gefunden werden; generell gibt Microsoft an, dass die meisten Apps, die für frühere Versionen von Windows erstellt wurden, auch für W10/W11 lauffähig sind.

Ein solches Upgrade ist eine gute Gelegenheit, das eigene System zu optimieren. Daher haben wir bei EXTRA Computer auch gleich Microsoft Intune eingeführt, um damit Software zentral zu verwalten und standortunabhängig auf Clients im Unternehmen zu verteilen sowie zu installieren – direkt aus dem Microsoft Store oder über ein „Unternehmensportal“. Gleichzeitig ermöglicht es eine vereinfachte Einrichtung neuer Geräte durch den Windows Autopilot; dieser übernimmt große Teile des Windows Setups. In Intune lassen sich zudem Gruppenrichtlinien und Windows Defender überwachen bzw. konfigurieren. Das Tool wird nach User und Funktionsumfang lizensiert. Bei EXTRA Computer verwenden wir Lizenzen für Microsoft 365 E5, die bereits Intune Plan 2 und Windows Defender enthalten; wo diese mangels zugeordneter User nicht ausreichen – für Server und Terminal-Geräte wie Tablets an Besprechungszimmer – ergänzen separate Intune-Gerätelizenzen.

Vor dem Update von Windows 10 auf Windows 11:
Unternehmens-Software einspielen

Der erste Teilschritt auf dem Weg zur eigentlichen Umstellung auf W11 war bei der EXTRA Computer GmbH, PatchMyPC zu beschaffen – als Lösung, um vorbereitete Software-Installationspakete und Updates in Intune einzuspielen. Hierfür muss lediglich eine Microsoft-Entra-Anwendung für PatchMyPC erstellt werden. Über diese lassen sich die Programme anschließend direkt in das Intune-Portal importieren. Sind Applikationen nicht im Microsoft Store verfügbar, müssen sie durch das Microsoft-Programm „WinAppUtil“ als Win32-Pakete vorbereitet und installiert werden: Dieses Tool verpackt Installationspakete in eine „Intunewin“-Datei, also einen Ordner, den Intune verarbeiten kann; es kann sogar eine ganze Ordnerstruktur in eine solche Datei gelegt und verwendet werden. Da in Intune für jede Win32-Anwendung ein Skript erstellt werden und jedes Update manuell in eine neue Intunewin-Datei verpackt werden müsste, reduziert PatchMyPC den Admin-Aufwand drastisch.

Das Erstellen solcher Installationspakete gelingt im Detail wie folgt:

  1. Microsoft WinAppUtil herunterladen (https://github.com/Microsoft/Microsoft-Win32-Content-Prep-Tool)
  2. Input-Ordner erstellen
  3. Output-Ordner erstellen
  4. Software bzw. erforderlichen Ordner in Input-Ordner ablegen
  5. WinAppUtil starten
  6. Input-Ordner angeben
  7. Anwendung auswählen (z. B. ChromeSetup.exe)
  8. Output angeben
  9. Input-Ordner leeren

Wichtig: Eine Intunewin-Datei muss stets ein ausführbares File enthalten – ob Skript, EXE oder MSI. Das Vorgehen beim Verpacken ist dasselbe, der Unterschied liegt in der Erstellung der Anwendung in Intune selbst. Bei EXE-Dateien gilt im Grunde das Vorgehen, wie es in der Folge für MSI-Installer-Dateien erklärt wird; es müssen aber mehr Felder selbst ausgefüllt werden, was über den Umfang dieser Beschreibung hinausginge. Zudem müssen Administratoren die (De-)Installationsbefehle testen und selbst manuell hinterlegen. Einige weitere Punkte bedeuten ebenfalls ein Mehr an Aufwand und sprechen daher gegen eine Verwendung von EXE-Dateien, sofern das die Umgebung zulässt.

Mit den richtigen Tools und Formaten die Migration auf Windows 11 vereinfachen

Bei MSI-Dateien können hingegen mehr Informationen von Intune selbst ausgelesen werden, was den Aufwand reduziert. Da MSI – bis auf sehr wenige Ausnahmen – einen sogenannten Silent Install ermöglichen, ist dies nach Möglichkeit der zu bevorzugende Weg; Voraussetzung ist ein WinAppUtil-Paket, das MSI Installer enthält. Bei der Durchführung gilt es, zunächst Intune über https://intune.microsoft.com/ aufzurufen und zu den Apps zu navigieren. Dort lässt sich unter „Hinzufügen“ der Punkt „Windows-App (Win32) auswählen. Wir bleiben bei unserem Beispiel „Chrome“, wählen daher die entsprechende Datei aus und ergänzen die erforderlichen Einträge: Name, Beschreibung, Herausgeber.

Quelle: Microsoft Intune

Der nächste Schritt, das Hochladen eines zugehörigen Logos bzw. Icons, ist zwar nicht erforderlich, jedoch für bessere Handhabung empfehlenswert. Als nächstes gilt es, die Befehle für die Installation/ Deinstallation zu hinterlegen, die bei MSI-Dateien automatisch vorgeschlagen werden sollten; wird „Verfügbare Deinstallation zulassen“ gewählt, so lässt sich die Anwendung wieder aus dem Unternehmensportal deinstallieren – ebenfalls empfehlenswert. Es folgt die Auswahl des Betriebssystems sowie mindestens eines Patch-Standards. Vor der Zuweisung gilt es noch, über eine Erkennungsregel festzulegen, wie Intune die erfolgreiche Installation bzw. Deinstallation feststellen kann. Ist dies erledigt, kann die Software auf drei Arten zugewiesen werden:

Quelle: Microsoft Intune

  1. erforderlich – für eine automatische Installation ohne Deinstallationsoption für User
  2. verfügbar – zur Aufnahme ins Unternehmensportal, von wo aus User selbst die
    (De-)Installation vornehmen können
  3. Deinstallation – zur Entfernung der Anwendung vom Gerät, sofern erkennt; dies gilt unabhängig von einer Intune-Installation.

Besonders einfach bei der Umstellung auf Windows 11: Zuweisung von Standard-Software

Naturgemäß ist die Zuweisung von Standard-Software, die direkt im Microsoft-Store hinterlegt ist, am einfachsten. Hier genügt es, zum Intune-Menüpunkt „Apps wechseln“ zu navigieren, dort auf „Hinzufügen“ zu klicken und schließlich „Microsoft-Store-App (neu)“ auszuwählen. Nun können Admins die entsprechende App suchen, wiederum ein Logo oder Icon hochladen und festlegen, ob eine system- oder userbezogene Installation erfolgen soll. Der letzte Schritt: die fragliche(n) App(s) dem entsprechendem Ordner hinzufügen, der die Geräte enthält, mit welchen die Anwendung versorgt werden soll.

Auch lassen sich PowerShell-Skripte bei Gerätegruppen hinterlegen, was die anstehenden Software-Installationen weiter vereinfacht. Sie können zum Beispiel für Erstellung lokaler User, URL-Shortcuts auf Desktops usw. verwendet werden. Die Einrichtung ist schnell durchgeführt: Navigieren Sie zu „Geräte“, „Skripts und Wartung“, „Plattformskripts“ und „Windows 10 und höher“. Nun können Sie einen Namen vergeben und das Skript in Intune hochladen. Der Befehl „Dieses Skript mit den Anmeldeinformationen […]“ führt das Skript als der angemeldete User aus; sollte – was in der Regel der Fall sein wird – der User keine Admin Rechte haben, müssen Sie für eine systembezogene Ausführung des Skripts lediglich auf „Nein“ klicken und es anschließend zuweisen.

Sind nun sämtliche Applikationen vorbereitet, geht es an die Erstellung der Ordnerstruktur für Intune. Hierbei müssen Administratoren zunächst den Geräten einzelne Ordner zuweisen – und zwar so, dass im Anschluss die erforderliche, freigegebene Software dazu passt: Eben jenen Ordnern werden also die App-Pakete zugewiesen. Hierbei lässt sich pro Gerät ein Filter ergänzen, was den Vorgang vereinfacht, denn sie sind schneller als eine als die Durchführung einer Ordner-Abfrage. Im Zweifel ist eine Kombination beider Maßnahmen der richtige Weg. Nun lässt sich unter „Gruppen“ prüfen, ob die Verzeichnisse für die einzelnen Geräte/Abteilungen angelegt sind. Für ein leichteres Zuordnen bietet sich eine entsprechende Namensgebung an, etwa „Intune-Software-AbteilungXY“.

Allgemein Tipps

  • Gründlich vorbereiten:
    bald beginnen, um noch alle Punkte vor End of Life anpacken zu können
  • Pilotphase einplanen:
    Key User in Pilotgruppe für Tests nutzen
  • Automatisierungen & Tools nutzen:
    Tools wie Intune oder Autopilot für eine effiziente Umstellung einsetzen
  • Sauber kommuizieren:
    Belegschaft vor Beginn der Arbeiten sowie bei relevanten Meilensteinen informieren

Fazit Teil 1: Erfolgreich auf Windows 11 umziehen ist „auch nur ein Projekt“

Wenn die Einrichtung und Konfiguration von PC-basierten Rechnern auch nur zumindest ein bisschen zu Ihren Tätigkeiten zählen, sollten Sie nach dem Lesen dieser Zeilen keine Schweißperlen auf der Stirn haben: Die Migration von Windows 10 zu Windows 11 ist „auch nur ein Projekt“. Alles ist machbar, ohne dass eigens Seminare besucht werden müssten. Das gilt umso mehr, als der skizzierte Weg durchaus als Best-Practice-Anregung gelten kann – es gibt auch einfachere Möglichkeiten, von W10 auf W11 umzustellen; diese lassen jedoch Chancen ungenutzt. Insofern wäre es unsere Empfehlung, den besten statt des schnellsten Weges zu wählen. Wir arbeiten weiter an der Verschriftlichung unserer Erfahrungen; vielleicht beginnen Sie ja jetzt mit den oben dargestellten Planungen und ersten Teilen der Vorbereitung? Falls ja: viel Erfolg dabei!

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Frank Bollen
Über den Verfasser

Frank Bollen
Leitung Marketing bei EXTRA Computer GmbH

Frank Bollen, Leiter der Marketingabteilung, verfügt über langjährige Erfahrung im Bereich Business IT und Industrie IT. Mit einem einzigartigen Mix aus kreativem Marketinggeschick und technischem Verständnis prägt er die strategische Ausrichtung seines Teams. Bollens Leidenschaft an innovativen Lösungen zeigt sich nicht nur in seiner beruflichen Laufbahn, sondern auch in seinen Beiträgen und Veröffentlichungen wider.