Liefert Nvidia auf der CES 2025 den IBM-PC-Moment für Artificial Intelligence?

Die Meldung zieht ihre Kreise: KI-Hardware-Pionier Nvidia hat im Zuge des „Project Digits“ auf der CES in Las Vegas eine KI-Workstation vorgestellt. Sie soll die Rechenleistung bisheriger DGX-Systeme, wie sie für Serverschränke von Rechenzentren verfügbar sind, auf (je)den Schreibtisch bringen – kompakt, leistungsstark und mit etwa 3.000 Dollar in Anbetracht der Leistungsfähigkeit auch angemessen bepreist. Ist das der Beginn des Siegeszugs von dedizierten KI-Rechnern, wie es einst 1981 bei den Personal Computern mit IBM* der Fall war?

Die Consumer Electronics Show in Las Vegas hat sich zu der Elektronikmesse schlechthin entwickelt – und längst dreht sich dort nicht mehr alles um Unterhaltungselektronik. Und mit dem Project Digits hat Nvidia ein System für Aufgaben rund um Künstliche Intelligenz präsentiert, das die altvorderen Grenzen des Events ebenfalls mehr als dehnt: Bereits ab Mai 2025 soll die präsentierte kompakte Mini-Workstation für einen Preis verfügbar sein, der ihn auch für viele Privatpersonen erreichbar machen wird. Damit möchte Nvidia den Weg auf die Schreibtische von professionellen und Hobby-Entwicklern, aber auch von Studierenden machen.

Das SoC-Herzstück des KI-Rechners ist dem Vernehmen nach der GB10-Chip aus dem Hause Nvidia. Mit ihm sollen sich KI-Modelle mit 200 Milliarden Parametern bei FP4-Genauigkeit ausführen lassen – und auf zwei kombinierten Systemen sogar aktuelle Sprachmodelle wie GPT4 (400 Milliarden Parameter). Zusätzlich können Entwickler damit hochkomplexe Modelle direkt am Schreibtisch trainieren und testen – ein Durchbruch für die lokale KI-Entwicklung. Gemäß der Berichterstattung von heise.de vereint der GB10 eine Blackwell-GPU für KI-Berechnungen mit einer über 20 ARM-CPU-Kerne verfügenden Grace-CPU. Weitere Merkmale: 128 GByte LPDDR5-Arbeitsspeicher, SSD-Massenspeicher mit bis zu vier Terabyte, Linux-basiertes DGX-Betriebssystem.

Dedizierte KI-Hardware

Was ist denn aber nun so besonders an diesem System? Der wohl herausragendste Punkt ist, dass Nvidia jene Hardware, für die alle großen Tech-Firmen Höchstpreise bezahlen, zu einem wirklich attraktiven Preis Endanwendern mit KI-Ambitionen zur Verfügung stellen wird. Damit einher geht ein zweiter Punkt: Die Hardware, die bisher für Racks in Rechenzentren gedacht war, lässt sich nun in kompakter Größe auf den Schreibtisch stellen. Auch hier fühlt man sich ein wenig an den Siegeszug des Personal Computers erinnert, vor dessen Beginn einzelne Computer schon einmal ganze Räume oder noch früher ganze Etagen oder Gebäude gefüllt hatten. Unter Berücksichtigung des bis hierher Gesagten scheint sich eine Entwicklung anzudeuten, die womöglich in der Tat das Prädikat „Demokratisierung der KI-Entwicklung“ verdient.

Für uns bei EXTRA Computer kommt diese Entwicklung nicht überraschend – und das ganz ohne Glaskugel oder Mäuschenspiel bei Nvidia. Die dargestellte Historie war bereits ein erstes Indiz dafür, dass solche Systeme erscheinen und dass lokale KI-Anwendungen an Fahrt aufnehmen. Wir sind bei dieser Entwicklung ganz vorne mit dabei: EXTRA Computer brachte Anfang 2024 die deutschlandweit ersten Desktop-PCs mit dedizierter NPU auf den Markt (siehe auch c’t-Test). Zusätzlich haben wir auch Notebooks mit NPUs im Angebot. Natürlich sind all diese Geräte diese auf einen anderen Einsatzzweck ausgerichtet als die Entwickler-Rechner von Nvidia oder auch KI-Entwickler-Workstations von EXTRA, nämlich in erster Linie auf die performante lokale Ausführung von KI-Anwendungen, insbesondere im Bereich generativer Künstlicher Intelligenz.

Aus Nutzersicht im Business- und KMU-Bereich ist diese lokale Ausführung noch nicht sehr verbreitet. Hier dominiert bisher ganz klar die Ausführung in der Cloud. Noch werden also lokale NPU-Ressourcen nur selten vorausgesetzt, eröffnen in der Breite demnach noch eher selten zusätzliche Möglichkeiten. Dennoch: Der technische Entwicklungsstrang und die Geschichte zeigen, dass der Weg wohl hierhin führen wird. Aus User-Sicht könnte der Wendepunkt erreicht sein, sobald Microsoft die NPUs der verschiedenen CPU-Hersteller in größerem Umfang unterstützt und abstrahiert. Ist am Markt zudem eine kritische Masse von NPUs erreicht, weil sie in vielen CPUs integriert werden, könnte es für Softwarehersteller mit einem Mal sehr interessant werden, diese NPUs zu unterstützen und für bestimmte Funktionen auch vorauszusetzen. So wie seinerzeit im Gaming-Umfeld DirectX dafür sorgte, dass Spielehersteller beliebige Grafikkarten mit wenig Aufwand verwenden konnten, wäre diese vereinfachte NPU-Unterstützung über das Betriebssystem wohl der Durchbruch im Business-Umfeld.

Nicht umsonst haben wir Systeme mit dedizierter Hardware für Künstliche Intelligenz in unsere Top-Trends 2025 aufgenommen. Natürlich stehen wir mit dieser Einschätzung nicht allein da. Auch Gartner prognostiziert, dass die Unternehmen mehr KI-enabled PCs bestellen. Die mit ihnen mögliche dezentrale KI-Ausführung eröffnet in diversen Bereichen Vorteile, etwa bei der Energieeffizienz oder der erforderlichen Internet-Bandbreite und daraus resultierenden Latenzvorteilen. Die lokale Verarbeitung kann durch wegfallenden Token-Verbrauch, der über die Nutzung entsprechender Cloud-Services abgerechnet werden müsste, zudem in langfristigen Vorteilen bei den Betriebskosten münden. Insofern spricht also einiges dafür, dass Systeme, die speziell für Anwendungsfälle rund um Künstliche Intelligenz ausgelegt sind, relativ rasch an Bedeutung gewinnen werden.

KI-PCs – was bedeuten sie konkret für Beschaffung und Administration?

 Was aber bedeutet das für IT und Einkauf in den Unternehmen?

In der Administration werden sich keine großen Unterschiede ergeben; natürlich kommen neue Anwendungen hinzu – für diese sollten jedoch in der Regel die bewährten und damit belastbaren individuellen Prozesse gelten, die Unternehmen auch schon bisher verfolgen. Wer allerdings Verantwortung im Bereich Einkauf und Beschaffung trägt, sollte vielleicht ein relativ wachsames Auge auf die Entwicklung haben: Noch ist – sicherlich auch wegen der zurückhaltenden allgemeinen Konjunktur – hierzulande die Verfügbarkeit von entsprechender Hardware kein großes Thema. Setzt aber plötzlich ein großer Run ein, kann sich das schnell ändern, mit entsprechenden Auswirkungen nicht nur auf Lieferzeiten, sondern auch auf die Kosten. Der richtige Zeitpunkt für Kauf oder Leasing wird hier besonders entscheidend sein. Wir informieren Sie dazu auch gern in unserem Newsletter; falls Sie ihn noch nicht abonniert haben, können Sie das als registrierter Nutzer hier nachholen.

Einmal mehr gilt: Künstliche Intelligenz ist mehr als generative KI und ChatGPT. Mit Agenten – autonom handelnde Systeme, die bestimmte Aufgaben ausführen – rollt ohnehin bereits die nächste Welle heran. Damit diese und viele weitere Entwicklungen rund um Künstliche Intelligenz überhaupt gelingen können, ist entsprechende Hardware erforderlich. Es darf nicht vergessen werden: Erst sie hat die vielen Möglichkeiten rund um KI überhaupt erst ermöglicht. Dass über die angesprochene Demokratisierung nun immer mehr Unternehmen und einzelne Personen ihren Beitrag zur Innovation leisten können, ist eine spannende Entwicklung. Falls Sie auch daran teilhaben möchten, achten Sie wie erwähnt auf den richtigen Zeitpunkt zur Beschaffung. Kommen Sie bei Bedarf gern mit Fragen auf uns zu – unsere Tech-Experten helfen Ihnen gerne. Davon abgesehen gilt einmal mehr: viel Erfolg!

* Uns ist durchaus bewusst, dass IBM nicht den ersten Personal Computer gebaut hat; doch der – durch das Marketing befeuerte – Masseneffekt, der vom IBM PC 5150 ausging, war letztlich dafür verantwortlich, dass dieses System häufig als erster Personal Computer der Welt bezeichnet wird. Ob die Ehre nun dem Apple I, dem Altair oder einem ganz anderen System gebührt, dürfen Sie selbst entscheiden.

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Frank Bollen
Über den Verfasser

Andreas Schürger
Leitung Produktmanagement bei EXTRA Computer GmbH

Andreas Schürger ist als Leiter des Produktmanagements bei EXTRA Computer eine zentrale Schlüsselfigur in der Entwicklung und Markteinführung innovativer IT-Lösungen. Mit seinem ausgeprägten technischen Know-how und seiner langjährigen Erfahrung in der Produktentwicklung gestaltet er strategische Projekte und setzt neue Maßstäbe in der Qualität und Funktionalität der Produkte. Sein tiefes Verständnis für moderne Technologien und Marktanforderungen ermöglicht es ihm, Lösungen zu entwickeln, die perfekt auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt sind. Dabei stehen Praxistauglichkeit, Zuverlässigkeit und technologische Exzellenz stets im Fokus.